Die Pressekonferenz in Wien war nur wenige Minuten beendet, als Jannik Sinner innehielt und den Blick fest auf das Mikrofon richtete. Seine Stimme zitterte, seine Augen leuchteten. Dann sagte er: „Ich werde Sie durch diese Berge führen.“ Und in diesem Moment begriff die Tenniswelt, dass es hier um mehr als nur den Sport ging.
Sinner sprach mit der rauen Stimme seiner Kindheit in Südtirol, inmitten des Schnees und der Stille von San Candido. „Papa Johann verkaufte seinen Lastwagen, um mir meine ersten Schneeschuhe zu kaufen“, sagte er. Diese Worte ließen den Raum erzittern. Dort hatte alles begonnen, inmitten von Opfern und einfachen Träumen.
Siglinde, die Mutter, weinte viele Nächte. Als Jannik zum Training in die Ferne ging, schien die Stille im Haus seine Abwesenheit zu schreien. „Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sieht“, gestand Sinner. Diese Nächte schmiedeten ein unzerbrechliches Band, stärker als jeder Pokal.
Johann Sinner litt drei Jahre lang unter chronischem Husten, Folge jahrelanger Arbeit im Freien. Doch selbst vor einem Bildschirm, der aufgrund einer langsamen Internetverbindung oft einfriert, verliert er sein Lächeln nie. „Ich sehe meinen Sohn gewinnen. Und ich könnte nicht stolzer sein“, sagt er immer wieder.
Als Jannik diese Worte sprach, herrschte Stille im Presseraum. „Dieses Geld … 511.835 Euro … ich werde es nutzen, um mit meinen Eltern eine Reise nach Europa zu unternehmen: Paris, Rom, Wien.“ Der junge Champion sprach nicht von Luxus, sondern von Dankbarkeit, von Heimat, von Liebe.
Sinner fügte hinzu: „Ich möchte in San Candido ein kleines Haus mit Blick auf die Berge bauen. Mein Vater kann dort saubere Luft atmen, fernab vom Smog.“ Es war mehr als ein Versprechen: Es war die Rückkehr zu seinen Wurzeln. Ein einfacher Traum, aber voller Bedeutung, wie alles Authentische.
Siglinde stand auf, seine Augen glänzten, und berührte zärtlich das Gesicht seines Sohnes. Niemand im Raum konnte die Tränen zurückhalten. Die sonst so ungerührten italienischen Journalisten applaudierten still. Dieser Moment ließ jede Distanz zwischen Champion und Mensch verschwinden.
„Es geht nicht nur ums Gewinnen“, sagte Sinner im Anschluss. „Es geht darum, wer man ist, wenn man nach Hause kommt.“ Seine Worte fanden weite Verbreitung und gingen viral. Eine kraftvolle Botschaft in einer Welt, in der Erfolg oft an Trophäen gemessen wird, nicht an den Werten, die sie ermöglichen.
Heute ist Jannik Sinner nicht nur ein Sportler: Er ist ein Symbol für ein Italien, das noch immer an Opferbereitschaft und Familie glaubt. Seine Geschichte berührt, weil sie wahr ist. Hinter jedem Ass, hinter jedem Lächeln steckt der Junge, der seinen Eltern versprach: „Eines Tages werde ich euch über diese Berge hinausführen.“
Als er den Raum verließ, schüttelte Sinner einem Journalisten die Hand und flüsterte: „Ich bin noch nicht fertig.“ Vielleicht meinte er Tennis, vielleicht das Leben. Doch eines ist sicher: Von Wien aus begann eine neue Reise, nicht nur für ihn, sondern auch für all jene, die noch an einfache Träume glauben.
